Kibuye Hospital

Der Tag fing um 5.45 Uhr an, denn heute mussten wir unser Frühstück selbst machen, weil wir um 7 Uhr nach Kibuye starten wollten. Das Wasser für den Kaffee braucht etwa eine 3/4 Stunde bis es kocht. Der Herd hier ist nicht der schnellste. Also kurz Wasser aufsetzen, noch einmal eine halbe Stunde ins Bett und dann fertig machen.

Abschleppdienst der anderen Art
Abschleppdienst der anderen Art
Nikon D800, AF Nikkor 80-200/2.8D ED, 155mm, f5, 1/2000s, ISO 400

Um 7 Uhr ging es dann Richtung Kibuye los, um mit Viator, den Freund unseres Fahrers, ins Krankenhaus zu fahren. Er hat ein Ameloblastom und hatte dort einen Termin mit einem Arzt, der nur einmal in der Woche dort ist. Sonst arbeitet er in einem Krankenhaus in Kenia, das seine OP machen könnte. Er hat auch schon bei Mercy Ships gearbeitet, hat also ziemlich was auf dem Kasten.
Er fragt jetzt nach einem Termin in Kenia und ob er vielleicht doch noch einen Platz auf dem Schiff in Kongo bekommen kann. Vitamin B…
Das Krankenhaus selbst war eher von der gruseligen Sorte, obwohl es von außen gar nicht mal so schlecht aussah. Aber von innen …
Immerhin hatte es bemerkenswerte Dinge. Eine aushängende Preisliste besagte, dass die teuerste OP in diesem Krankenhaus (eine Magenentfernung) soviel kostet wie bei uns eine Tankfüllung. Echt ein Schnäppchen. Sollte man eigentlich mitnehmen.
Als wir in einem Flur auf den Arzt warteten, sahen wir, wie ein Motorrad durch den angrenzenden Flur fuhr. Kann man machen. Einen Augenblick später kam ein Arzt mit Mundschutz hinterher. Leider haben wir kein Foto davon. Wir hätten ja damit rechnen können. Aber dann hätte mit Sicherheit der Auslöser blockiert, weil sich die Kamera sagt, so ein Motiv gibt es nicht.

Die Fahrt hin und zurück war landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich: Hügel, viel Kaffeeanbau und in einigen Tälern Reisfelder.

„Sana amahela“

Auf dem Rückweg hatten wir in Gitega einen Unfall, zum Glück nur leichter Blechschaden. Das andere Auto, ein Taxi, hatte bereits mehr Beulen als heile Stellen, die Delle im Heck wäre also gar nicht aufgefallen. Das Palaver war natürlich riesengroß. Wir standen bestimmt eine dreiviertel Stunde mitten auf der Kreuzung, etliche Neugierige darum herum, die sichtlich froh waren über dieses kostenlose Kino. Dann auch noch drei Muzungus (Weiße) im Auto!
Die Polizei war vor Ort, da sie den Verkehr an der Kreuzung „regelt“. Das Rumgefuchtel und Gepfeife des Polizisten hat den Unfall erst verursacht. Die Polizisten waren mit der Situation absolut überfordert, wussten nicht was sie tun sollten. Einer trillerte mit der Pfeife, ein anderer stand am Straßenrand und schaute zu. Irgendwann kam ein weiterer Polizist mit einem Tagebuch und machte eine primitive Skizze von der Unfallstelle. Der Eintrag befindet sich aber unter dem falschen Datum.
Nachdem die Straßebreite und die unseres Autos mit einem Maßband vermessen waren, mussten wir zur Polizei und danach zu einem „Kfz-Gutachter“ fahren, eskortiert von der Polizei. Zwischendurch bestellten wir eine Tüte Erdnüsse bei einem Straßenverkäufer. Das Ganze hatte etwas von Kinoatmosphäre. Der Führerschein unseres Fahrers war bereits eingezogen. Der Gutachter schätzte den Schaden am Taxi auf umgerechnet 50 Euro, ging nach Verhandlung aber auf 35 Euro runter. Der Fahrer schätzte den Schaden auf 15 Euro. Das Geld wechselte also den Besitzer und der Taxifahrer hat das Geschäft seines Lebens gemacht. Falls er den Schaden wirklich repariert, wird er den Wert seines Autos damit verdoppelt haben. Unser Fahrer musste dem Polizisten 50 Cent geben, damit er mit einem Motorrad-Taxi wieder zurückfahren kann.

Auftanken mit Coca-Cola nach dem Unfall-Gedöns
Auftanken mit Coca-Cola nach dem Unfall-Gedöns
Nikon D800, AF Nikkor 24/2.8D, f7.1, 1/60s, ISO 100

Immerhin bekam unser Fahrer seine Papiere zurück. Der Polizist sagte „Sana amahela“ (Gib mir Geld) und nachdem er fünf Euro bekommen hatte, war der Fall erledigt. Quittungen gibt es über diesen Vorfall natürlich nicht. Es wurde alles unter dem Tisch verhandelt. In Wirklichkeit existiert der Unfall überhaupt nicht. Es gibt keine Akten. Die ganze Sache kostete uns am Ende fast zwei Stunden. Aber irgendwie ist es eine witzige Aktion gewesen. Es gibt immer wieder Überraschungen. Wäre sonst ja langweilig.


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